Gentechnikfrei oder NICHT-Gentechnikfrei? Das ist hier die Frage!

Unsere Molkerei hat uns angeboten unsere Fütterung auf „Traditionell“ umzustellen und dafür mehr Milchgeld zu erhalten.
Traditionelle Fütterung bedeutet für unsere Molkerei, nicht nur gentechnikfrei, sondern sojafrei
(auch frei von in Deutschland oder Europa angebautem Soja) füttern.

Futtermittel auf Rapsbasis können Soja ersetzen.
In der Milchviehfütterung durchaus möglich und praktizierbar.
Dennoch gibt es einiges dabei zu beachten:

Unser Betrieb liegt im Großraum Stuttgart.
Keine typische Milchviehregion mit großem Grünlandvorkommen. Eher Ackerbau und Sonderkulturen.
Grünland, welches wir bewirtschaften (Streuobstwiesen und Wiesen in den Flussauen) liefert keine besonders gute Grasqualität.
Die Eiweißgehalte sind meist zu niedrig.
Michkühe benötigen aber qualitativ sehr hochwertiges Grundfutter mit möglichst hohen Eiweißwerten.

In der Milchviehfütterung ist nicht das Kraftfutter Hauptbestandteil der täglichen Mischration,
sondern das Grundfutter,
bestehend aus Silogras und Silomais.

Verhältnis:
Grundfutter 88%
Kraftfutter 12%

Um unsere Kühe trotzdem mit genügend Eiweiß versorgen zu können, ist unsere tägliche Kuhration sehr maisbetont.
Die Maispflanze macht es uns in unserer Region im Anbau sehr einfach eine hohe, gleichbleibende Futterqualität zu erzeugen.

Soja in der täglichen Ration in Form von Kraftfutter, versorgt unsere Kühe mit dem restlichen Eiweiß.
Wir streben an, so wenig Kraftfutter wie möglich zu verfüttern. Kraftfutter in großen Mengen belastet die Leber.
Die Soja-Mais-Kombination wird von unseren Kühen gut angenommen und vertragen.

Berechnungen zeigen:
Stellen wir nun das Kraftfutter auf Raps um und nehmen Biertreber als zusätzliche Eiweißquelle hinzu,
müssten wir eine größere Menge Kraftfutter, wie seither,
in die täglichen Ration einmischen, um den gleichen Eiweißgehalt zu erzielen.

Außerdem müsste evtl. die Schmackhaftigkeit des Futters durch Melasse verbessert werden.

Von den tiergesundheitlichen Aspekten, ist für uns die gentechnikfrei-Variante also eher negativ bewertet.

Wirtschaftlich gesehen bekommen wir von der Molkerei 1,0 ct mehr pro Liter abgelieferter „gentechnikfreier“ Rohmilch.
Die Fütterung nach neuer gentechnikfrei-Rationsberechnung würde uns aber ca. 3,0 ct mehr kosten.

Stellt sich da jetzt wirklich noch die Frage, ob wir auf „gentechnikfrei“ umstellen möchten?

Es gilt zu beachten, dass nur die „weiße Linie der Molkereiprodukte“ wirklich gentechnikfrei gehandelt werden kann.
Dazu gehören Vollmilch, Naturjoghurt und Butter.
Sobald eine weitere Zutat, wie zum Beispiel Fruchtzubereitungen wie in Fruchtjoghurt, Gries, Vanille, Schokolade wie in Pudding…
verarbeitet wird kann schon nicht mehr gentechnikfrei gehandelt werden.

Wir haben viel überlegt, berechnen lassen, Infos eingeholt, ob die „Gentechnikfrei-Schiene“ eine Alternative für unseren Betrieb ist…
mit dem Ergebnis:

Nein, wir werden im Moment diesen Weg nicht mitgehen und lieber abwarten, bis irgendwann evtl. das Ultimatum unserer Molkerei kommt:
„Ab jetzt holen wir nur noch gentechnikfrei erzeugte Milch ab!“
Dann wird es auch für uns unumgänglich sein, sich daran zu beteiligen!

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